Serhij Lejbak
Serhij Lejbak
Datum der Entführung: 19. März 2022
Ort der Entführung: Kinburner Erdzunge, Gebiet Mykolajiw
Der 35-jährige Serhij Lejbak wurde von den Russen gefangen genommen, nachdem russische Truppen zu Beginn der umfassenden Invasion seinen Heimatort, die Kinburner Erdzunge – ein Naturschutzgebiet im Süden der Ukraine – besetzt hatten. Vor dem Ausbruch des großen Krieges lebte Serhij mit seiner Frau Chrystyna und ihren beiden Kindern in dem Dorf Pokrovske. Er arbeitete als Naturschutzinspektor im Nationalpark „Biloberezhzhya Svyatoslava“. Am 19. März 2022, als Serhij bei der Arbeit war, kamen die Russen zu ihm. Seine Frau vermutet, dass die Besatzer sich für die Pick-ups interessieren könnten, welche die Männer zum Befahren des Nationalparks benutzen, da diese Fahrzeuge sich für den Transport von Militärgütern eigneten.
Nach dem Verschwinden ihres Mannes hatte Chrystyna keinerlei Informationen darüber, ob er noch am Leben war und wo er sich befand. Sie musste zusammen mit ihren kleinen Kindern alleine vor der russischen Besetzung auf einem winzigen Boot über das stürmische Meer fliehen.
Jeden Tag durchsuchte Chrystyna Hunderte von Fotos von Gefangenen, die sie im Internet fand, um ein bekanntes Gesicht darunter zu entdecken. Erst im September 2022 gelang es ihr, ein Foto ihres entführten Mannes zu finden. „Serhij sah schrecklich aus, er hatte blaue Flecken im Gesicht und eine verletzte Hand, mit der er ein Schild mit seinem Nachnamen hielt“, erinnert sich Chrystyna. Dann fand sie Menschen, die Serhij in einer Untersuchungshaftanstalt auf der Krim gesehen hatten. Später erfuhr sie, dass Lejbak in das Untersuchungsgefängnis in Taganrog verlegt worden war. Ein befreiter Soldat erzählte Chrystyna, dass er bis zum 16. Februar 2023 zusammen mit ihrem Mann im Untersuchungsgefängnis der Stadt Ryazhsk in der Oblast Ryazan in Russland gewesen war. Nach Angaben des Soldaten werden zivile Gefangene dort zusammen mit Militärs gehalten. Die Zellen sind überfüllt, die Geiseln bekommen nur wenig Essen und werden oft verprügelt. Außerdem haben ukrainische Geiseln keinen Zugang zu Anwälten oder Vertretern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz.