Wolodymyr Androsowytsch
Wolodymyr Androsowytsch
Datum des Verschwindens: 12. April 2022
Ort des Verschwindens: Stadt Mariupol, Gebiet Donezk
Wolodymyr Androsovych aus dem Dorf Uljaniwka, Gebiet Mykolajiw, wurde 62 Jahre alt schon in russischer Gefangenschaft. Der Mann arbeitete als Schulbusfahrer. Zu Beginn der umfassenden Invasion erhielt er einen Anruf von seinem Schuldirektor, der ihn bat, Flüchtlinge aus der Stadt Baschtanka zu evakuieren. Als Wolodymyr dorthin ankam, erhielt er einen neuen Auftrag: er sollte einberufene Soldaten nach Mariupol transportieren, das bereits heftig umkämpft war.
Als er die Stadt erreichte, schlossen die Russen den Kreis. Es gelang ihm nicht aus der Umzingelung zu fliehen. Zusammen mit anderen Fahrern wartete er auf einen humanitären Korridor. Seiner Tochter Ljudmyla zufolge wollte ihr Vater nicht nur selbst ausreisen, sondern auch Zivilisten, die in Mariupol unter russischem Beschuss geblieben waren, im Bus mitnehmen.
Die Fahrer fanden Zuflucht im Iljitsch-Werk, das ebenfalls von den Russen beschossen wurde. Wolodymyr versuchte, mit seiner Familie in Kontakt zu bleiben. Seine Tochter Ljudmyla sagt, dass sie am 4. April 2022 zum letzten Mal mit ihrem Vater telefonierte.
Die Familie erfuhr aus Propagandavideos, dass Wolodymyr Androsowytsch gefangen genommen worden war. Mitte April wurde ein Interview im russischen Fernsehen ausgestrahlt: Androsowytsch und mehrere Fahrer erzählten, wie sie nach Mariupol gekommen waren. Ljudmyla hat auch weitere Propagandavideos mit ihrem Vater gesehen. „In dem letzten Video, in dem er gefilmt wird, ist es sehr schmerzhaft, ihn anzusehen – er hat sehr viel Gewicht verloren. Vor diesen Ereignissen wog er 90 Kilogramm“, sagt die Tochter.
Während seiner Gefangenschaft hat die Familie keinen einzigen Anruf oder Brief von Wolodymyr erhalten. Sie wissen nur, dass er sich im Frühjahr 2022 in Olenivka in der Region Donezk aufhielt. Im Mai desselben Jahres wurde er an einen unbekannten Ort gebracht.